Anleger werden an der Börse mit einer ganzen Reihe von Sprichwörtern konfrontiert. Diese Weisheiten haben auf den Finanzmärkten ein starkes Gewicht und können Börsenkurse positiv oder negativ beeinflussen. Doch nicht immer stellen sich diese Ratschläge und Empfehlungen auch als richtig heraus.
Die Aktienmärkte sind von Zyklen und wiederkehrenden Phänomenen geprägt. Börsianer haben ihre Erkenntnisse in sogenannten Börsenweisheiten zusammengefasst. Anleger sollten jedoch beachten, dass diese Erkenntnisse keine Garantien für einen Anlageerfolg sind und dass Risiken genauso zu einer Kapitalanlage gehören wie Chancen. Auf einige dieser Weisheiten gehen wir in dem folgenden Beitrag ein.
Zu den bekanntesten Börsenweisheiten zählt der Ratschlag „Sell in May and go away“. Doch ist der Mai für Anleger wirklich ein guter Zeitpunkt, um sich von ihren Aktien und Fonds zu trennen und erst im September wieder einzusteigen? Dahinter stecken vor allem zwei Annahmen:
Unsere Einschätzung zur Börsenweisheit: Private Investoren sollten diesen Ratschlag mit Vorsicht genießen. Wenngleich die Investmentaktivität an den Börsen in den Sommermonaten tendenziell etwas schwächer ist, lässt sich daraus keine verlässliche Anlagestrategie ableiten. Zum einen können Anleger heute Kurse und Unternehmensnachrichten über Smartphones oder Tablets überall verfolgen und ihre Investments auch im Urlaub dementsprechend anpassen. Zum anderen hätte einer Postbank-Studie zufolge ein Verkauf von Aktien zu Ende April und der Wiedereinstieg Anfang Oktober über einen Zeitraum von 13 Jahren in der Mehrzahl der Fälle nicht zu einem besseren Jahresergebnis geführt, als die Aktien über die Sommermonate zu halten. Langfristige Anleger sollten ohnehin von kurzfristigen Investitionen zum Vermögensaufbau absehen.
Eine weitere Börsenweisheit ist der „Januar-Effekt“. Er besagt, dass die ersten fünf Handelstage eines Jahres die Richtung fürs Gesamtjahr vorgeben. Dahinter stecken vor allem drei Annahmen:
Unsere Einschätzung zur Börsenweisheit: Der Januar-Effekt, der in der Vergangenheit tatsächlich recht häufig auftrat, scheint nach Erhebungen von Goldman Sachs inzwischen zu verblassen. Laut den Bankern stehen die Chancen auf steigende Kurse im Januar bei 50/50. Zudem gibt es regionale Unterschiede: Während beispielsweise der Januar im DAX statistisch gesehen in den vergangenen zehn Jahren kein so guter Börsenmonat war, konnte der Dow Jones in diesem Zeitraum mit einem leicht besseren Januar-Ergebnis aufwarten. Vor diesem Hintergrund deutet ein guter Jahresstart nicht unbedingt auf ein positives Börsenjahr hin.
Diese eher aus der technischen Analyse stammende Börsenweisheit geht davon aus, dass die Kurse von Aktien, die in der Vergangenheit einen Aufwärtstrend verzeichneten, wahrscheinlich auch weiterhin steigen werden. Dahinter stecken vor allem zwei Annahmen:
Unsere Einschätzung zur Börsenweisheit: Dieses als Schwarmintelligenz bekannte Phänomen ist für Anleger durchaus nicht ungefährlich. Denn in der Vergangenheit hat es Anleger häufig Rendite gekostet. Ein Beispiel dafür war die Dotcom-Blase: Hier kauften zahlreiche Deutsche vermeintlich sichere Wertpapiere, deren Kurs die Monate vorher deutlich gestiegen waren – ein fataler Fehler. Daher gilt: Trends sollten kritisch hinterfragt werden. Besser ist es, bei langfristigen Geldanlagen auf sachliche Analysen und Fundamentaldaten zu setzen. Auch wenn es durchaus Mut und Rückgrat braucht: Manchmal ist es besser, sich dem Trend entgegenzusetzen.
Gerüchte sind für Börsianer das täglich Brot. Schließlich will jeder der Erste sein, wenn sich eine Marktrallye ankündigt. Laut dieser Börsenweisheit können positive Gerüchte zu erheblichen Kurssteigerungen führen. Dahinter stecken vor allem drei Annahmen:
Unsere Einschätzung zur Börsenweisheit: Grundsätzlich sind langfristige Investoren besser beraten, sich von Hörensagen und Flurfunk freizumachen und sich stattdessen auf Fakten und Fundamentaldaten zu fokussieren. Denn entscheidend ist nicht allein der Preis eines Investments, sondern sein eigentlicher Wert. Sollte der Preis unter dem fairen Wert liegen, sollten Anleger zugreifen – auch wenn die Masse entgegengesetzt agiert.
Diese Börsenweisheit ist ein bekanntes Anlegermotto. Es bedeutet, dass Privatanleger eigentlich bei jedem Einbruch kaufen sollten, da die Aktienkurse langfristig gesehen immer steigen. Diese Weisheit basiert auf den folgenden zwei Annahmen:
Unsere Einschätzung zur Börsenweisheit: In Zeiten boomender Aktienmärkte kann das durchaus eine erfolgreiche Strategie sein, da Aktienkurse nach Rückschlägen oft weiter steigen. Allerdings sollten Anleger nicht blindlings bei jedem Dip kaufen, sondern sich immer vergewissern, dass der Preis gegenüber dem fairen Wert attraktiv ist. Denn nach (starken) Kursrückgängen kann ein Investment weiterhin überbewertet oder auch zu Recht tief gesunken sein. Entscheidend ist es daher, den fairen Wert eines Investments auf Basis fundamentaler Daten zu ermitteln und daraufhin dann die Kaufchance zu beurteilen.
Mit dem „fallenden Messer“ ist eine Aktie gemeint, deren Kurs (stark) abstürzt. Die Empfehlung, niemals in ein fallendes Messer zu greifen, soll Anleger also davon abhalten, eine solche Aktie zu kaufen. Die Schnittwunde, die beim Zugreifen, also beim Kauf riskiert wird, steht für das Verlustrisiko. Dahinter stecken vor allem drei Annahmen:
Unsere Einschätzung zur Börsenweisheit: Vorfälle wie die Finanzkrise im Jahr 2008, der Dieselskandal in der Automobilindustrie oder Skandale um schädliche Unkrautmittel können sich massiv auf die Bilanz auswirken – und damit den Kurs drücken. Wie tief die Kurstäler ausfallen und wie lange der Negativtrend anhält, hängt dabei maßgeblich von den Gründen des Absturzes ab. Für die Frage, ob das Investment attraktiv ist, ist die Dauer des Kursverfalls allerdings zweitrangig. Denn Markttiming funktioniert in der Regel nicht. Als Anleger sollten Sie ein Asset kaufen, wenn sein Preis gegenüber seinem fairen Wert attraktiv ist – und nicht versuchen, den absoluten Tiefpunkt zu erwischen.
Nach dieser Börsenweisheit sollen Anleger nicht gegen die Zentralbank – weder gegen die US-Notenbank Fed noch gegen die EZB – spekulieren. Diese Börsenweisheit geht von den folgenden beiden Annahmen aus:
Unsere Einschätzung zur Börsenweisheit: Anleger sind meist gut beraten, sich nicht gegen die Politik der Notenbanken zu richten. Indem Anleger die geldpolitischen Entscheidungen der Zentralbanken berücksichtigen und sich darauf einstellen, können sie potenzielle Risiken minimieren und von den sich bietenden Marktchancen profitieren.
Bei einem Investment Verluste zu begrenzen und Gewinne laufen zu lassen, ist wohl das Ziel eines jeden Anlegers. Dahinter stecken vor allem drei Annahmen:
Unsere Einschätzung zur Börsenweisheit: Untersuchungen haben gezeigt, dass vor allem konservative Investoren diese Strategie nicht beherzigen. Sie neigen vielmehr dazu, Gewinne schnell zu realisieren und im Falle von Verlusten zu hoffen, dass sich der Markt wieder zu ihren Gunsten wendet.
Unsere digital abgebildeten Prozesse bei Whitebox sind frei von sogenannten Börsenweisheiten oder anlegerpsychologischem Fehlverhalten. Als Robo-Advisor bewerten wir den Kurs eines Wertpapiers stattdessen sachlich im Verhältnis zu kursrelevanten Größen. Im Gegensatz zu Anlegern, die allzu oft dazu neigen prozyklisch zu handeln, verkaufen wir als digitaler Vermögensverwalter gemäß unserem Value-Ansatz eine Anlageklasse, wenn diese im Vergleich zu ihrem fairen Wert zu stark gestiegen ist und kaufen, wenn sie zu Unrecht gefallen oder unter ihren fairen Wert gesunken ist.