Finanzwissen

Physische Replikation von ETFs: Vorteile und Risiken

Geschrieben von Salome Preiswerk | Nov 10, 2019 11:00:00 PM

Viele Exchange Traded Funds (ETFs) bilden repräsentative Aktienmarktindizes oder gängige Anleihenindizes ab. Immer mehr Anlegende entscheiden sich für die Geldanlage in solche börsengehandelte Indexfonds, weil sie bei niedrigen Kosten und überschaubarem Risiko mit den Jahren ansehnliche Erträge erzielen können.

Um die Indexnachbildung ohne große Abweichungen (Tracking-Differenzen) zu gewährleisten, verwenden Fondsgesellschaften unterschiedliche Methoden: Bei einer physischen Replikation, die als Voll- oder Teilreplikation erfolgen kann, investieren sie direkt in Wertpapiere, die in den abzubildenden Indizes enthalten sind; von einer synthetischen Replikation spricht man, wenn der Index über Derivate nachgebildet wird. Der nachfolgende Beitrag erläutert die Funktionsweise sowie Vor- und Nachteile physisch replizierender ETFs.

Physische Replikation eines Aktienindex

Bei Aktienindizes mit wenigen Indexkomponenten entscheiden sich die ETF-Anbieter oft für die vollständige physische Replikation. Diese Methode eignet sich unter anderem für den Deutschen Aktienindex DAX, weil dieser lediglich die Aktien der 30 wichtigsten deutschen Aktiengesellschaften enthält.

Um den DAX physisch nachzubilden, kaufen ETF-Anbieter alle im DAX enthaltenen Aktien in genau der gleichen Gewichtung, die sie im Index haben. Daher weist ein physisch replizierender ETF auf den DAX dieselbe oder eine sehr ähnliche Wertentwicklung wie der Index auf. Bei nur 30 Aktien halten sich die Kosten und der Verwaltungsaufwand für die ETF-Anbieter im Rahmen.

Physische Replikation vs. Teilreplikation

Bei der Nachbildung großer Indizes wie beispielsweise dem MSCI World würde eine physische Vollreplikation sehr hohe Kosten verursachen. Vor allem der Erwerb von Aktien sehr gering gewichteter Unternehmen würde unverhältnismäßig kostspielige Transaktionen erfordern.

In der Regel entscheiden sich ETF-Anbieter bei der Nachbildung solcher Indizes daher für eine physische Teilreplikation: Sie kaufen nur die Aktien der wichtigsten Indexkomponenten und lassen Unternehmen mit vernachlässigbarem Einfluss auf die Indexentwicklung außen vor. Dieses Verfahren wird auch als Sampling oder optimiertes Sampling bezeichnet.

Informationen zur verwendeten Replikationsmethode finden Sie in der jeweiligen Verkaufsprospekten des ETFs. Beim Sampling kann der Tracking Error im Vergleich zur Vollreplikation größer sein. Allerdings entstehen für Anleger durch diese Replikationsmethode keine wirklichen Nachteile. Sie profitieren von einer vergleichsweise niedrigen Gesamtkostenquote (TER) und langfristig attraktiven Erträgen. Ein Aktienindex wie der MSCI World, der mehr als 1.650 Einzelwerte enthält, kann nur durch physisches Sampling oder durch synthetische Replikation nachgebildet werden. Bei einer Vollreplikation würden viel zu hohe Kosten anfallen, die eine exakte Nachbildung des Index verhindern würden. Wer sich zur Geldanlage in einen börsengehandelten Indexfonds entschließt, erwartet aber genau eine solch exakte Nachbildung.

Welche Vor- und Nachteile entstehen durch die physische Replikation?

Aktuell gibt es etwa 1.500 ETFs, von denen fast 830 vollständig physisch replizierend sind. Gut 422 ETFs nutzen synthetische Replikationsverfahren und etwa 250 das physische Sampling. Sie könnten jetzt annehmen, dass physisch voll replizierende ETFs mit höheren Gesamtkostenquoten behaftet sind. Dem ist aber nicht so: In jeder Anlageklasse überzeugen physisch replizierende ETFs mit niedrigerer TER, durchschnittlich sind sie zwei Basispunkte günstiger. Ein entscheidender Vorteil entsteht für den Anbieter bei der physischen Nachbildung durch die Möglichkeit, erworbene Wertpapiere zu verleihen. Die Wertpapierleihe wird von hohen Sicherheitsleistungen begleitet und kompensiert einen großen Teil der Verwaltungskosten.

Fazit

Bei einem physisch replizierten ETF investieren Sie in Wertpapiere des zugrunde liegenden Index und profitieren von einer geringen Tracking-Differenz sowie niedrigen Kosten.  Wollen Sie mehr zum Thema wissen? Hier lesen Sie weiter