Wieso sind Banken denn eigentlich oft nicht so unabhängig wie sie vorgeben zu sein?

Banken, aber auch Vermögensverwalter, stolpern in der Beratung ihrer Kunden oft über hauseigene Interessenkonflikte. Diese Konflikte resultieren nicht selten daraus, dass die Institute im Markt unterschiedliche Rollen spielen, deren Interessen gegenläufig sind. Manchmal geht es aber auch schlicht um handfeste finanzielle Anreize, die von Dritten gewährt werden. Bei all dem muss man fairerweise sagen, dass es natürlich auch löbliche Ausnahmen gibt, allerdings finden sich gewisse Muster durchaus verbreitet in vielen Instituten wieder.

Im Folgenden seien nur einige dieser Konflikte exemplarisch aufgelistet:

Banken oder unabhängige Vermögensverwalter erhalten von Produktanbietern (z.B. Fondmanagern) sogenannte Retrozessionen, Kick-backs oder Bestandspflegekommissionen. Diese fallen unterschiedlich hoch aus, sodass Anreize bestehen, jene Produkte zu wählen, bei denen der Anteil für das Institut (und/oder den Berater) am höchsten ist. Es liegt auf der Hand, dass jene Produktanbieter, die am meisten bezahlen, nicht unbedingt auch die besten ihres Fachs sind.

Banken, die eigene Produkte (z.B. Fonds) herstellen, haben einen Anreiz, vor allem diese in die Portfolios ihrer Kunden zu legen, da sie so mehr verdienen - indem sie nämlich zusätzlich zur Vermögensverwaltungsgebühr auch noch die vollen Gebühren auf die Produkte vereinnahmen. Selbstredend, dass eigene Produkte bei einer unabhängigen Betrachtung jenen von Drittanbietern nicht in jedem Fall überlegen sind.

Die meisten Banken sind nicht nur Vermögensverwalter, sondern auch Transaktionsbanken. Das bedeutet, sie verdienen am Handelsaufkommen ihrer Kunden. Falls sie also nicht mit „all-in“ Gebühren operieren, besteht ein Anreiz, die Handelsvolumen ihrer Kunden in die Höhe zu treiben. Bekannt sind hier vielleicht die vielen Fälle von Bankberatern, die in Drückerkolonnenmanier jeden Monat wieder einen neuen „Fonds des Monats“ anpreisen. Der Kunde soll angeregt werden, sein Portfolio möglichst oft zu „drehen“. So kassiert die Bank nicht unerhebliche Transaktionsgebühren und in besagtem Fall von Fonds gar noch Ausgabeaufschläge. Auch hier erübrigt sich der Kommentar, dass ein derartiges Anlageverhalten der Rendite eines Portfolios nicht gerade zuträglich ist.

Unabhängige Vermögensverwalter werden ihrer Bezeichnung in diesem Zusammenhang leider auch allzu oft nicht gerecht. Sie verdienen nämlich an den Depot- und Transaktionsgebühren ihrer Kunden bei der jeweiligen depotführenden Bank mit. Auch dies geschieht in Form von Kick-backs.

Banken tendieren oft dazu, bzgl. Einzeltiteln eher Kaufs- als Verkaufsempfehlungen abzugeben. Warum? Nun, erstens ist es natürlich vorteilhafter, wenn Kunden investiert bleiben anstatt ihre Anlagen zu verkaufen (angelegtes Geld bringt mehr ein als nicht angelegtes). Banken mit angeschlossener Investmentbank wollen zudem ihre (Unternehmens-)Kunden nicht ungnädig stimmen, indem sie eine Verkaufsempfehlung auf deren Titel aussprechen.

Das sind nur einige der prominentesten Beispiele von Interessenkonflikten in der Finanzdienstleistungsindustrie. Für die Kunden ist es dank der Intransparenz der Branche oft schwierig, diese zu entdecken. Und für jene Anbieter, die sich mit Fug und Recht unabhängig nennen dürfen, ist es schwierig, dies den Kunden verständlich darzulegen. Stellen Sie daher Ihrer Bank/Ihrem unabhängigen Vermögensverwalter in dieser Hinsicht ruhig ein paar unbequeme Fragen.