Finanzwissen

Frugalismus: Frugal leben leicht gemacht

Geschrieben von Whitebox-Redaktion | Jul 11, 2023 9:45:00 AM

Frugalismus steht für finanzielle Freiheit. Klingt gut!? Bleibt nur noch die Frage, wie Sie dieses Ziel erreichen können. Hier erfahren Sie, was hinter dem Konzept Frugalismus steckt. Außerdem haben wir Tipps für Sie, wie Sie frugal leben, besser sparen und mit der 4-Prozent-Regel und Whitebox einen sinnvollen Auszahlplan erarbeiten.

Was bedeutet Frugalismus?

Der Begriff Frugalismus stammt aus dem englischen Sprachraum (engl. frugal = sparsam) und steht für ein Lebensmodell, bei dem Menschen in jungen Jahren einen Großteil ihres Einkommens zur Seite legen mit dem Ziel, früh in den Ruhestand eintreten zu können.

Frugalistinnen und Frugalisten leben also ganz bescheiden und einfach, um so viel Geld anzusparen, dass sie finanziell unabhängig sein und ausschließlich von Ersparnissen leben können.

Vor allem in den USA folgen bereits Tausende Menschen dem sogenannten FIRE-Prinzip. FIRE steht für „Financial Independence, Retire Early“ – finanzielle Freiheit und ein früher Ruhestand. Auch hierzulande hat diese Bewegung viele Anhängerinnen und Anhänger. Sie tauschen sich auf Blogs wie frugalisten.de aus. Ihre Themen: „So gehe ich mit 40 in Rente“, „Die Macht des Nichtkaufens“ und „Hat dein Leben mehr zu bieten, als Tag für Tag arbeiten zu gehen?“.

Wie viel Geld ist beim Frugalismus notwendig?

Eine Zahl kursiert unter frugal lebenden Menschen immer wieder: die 4 – genauer gesagt die 4-Prozent-Regel. Diese besagt: Wer von seinem Vermögen leben will, muss so viel Geld ansparen, dass 4 Prozent davon ausreichen, um den gewünschten Lebensstandard zu decken. Wer also 1.500 Euro im Monat zum Leben benötigt, muss nach dieser Rechnung ein Kapital von 450.000 Euro aufbauen. Dann – so die Theorie – kann er oder sie Monat für Monat den gewünschten Betrag entnehmen, ohne dass das Kapital irgendwann aufgebraucht wird.

Das funktioniert natürlich nur, wenn das angesparte Geld weiterhin Erträge abwirft. Denn würden zum Beispiel die 450.000 Euro zinslos auf dem Girokonto liegen und Monat für Monat 1.500 Euro daraus entnommen werden, wäre das Ersparte nach 25 Jahren aufgebraucht; wenn die Bank oder Sparkasse Negativzinsen erhebt sogar deutlich früher.

Nicht berücksichtigt ist in diesem Beispiel außerdem die Inflation, nämlich die Tatsache, dass die 1.500 Euro in 20 Jahren deutlich weniger wert sein werden als heute. Ein vorzeitiger Ruhestand beziehungsweise die finanzielle Freiheit, wie sie sich Frugalistinnen und Frugalisten erträumen, ist auf diese Weise nicht finanzierbar. Damit stellt sich die Frage, ob dieses Konzept sich für jede und jeden eignet.

Kann jeder frugal leben?

Frugalismus ist ein Phänomen der oberen Mittelschicht mit Hochschulausbildung und dementsprechend höher bezahlten Berufen in der Juristik oder als Ärztinnen und Ärzte. Dieser Umstand ermöglicht es ihnen, im Alltag auf 30 Prozent, mitunter weitaus mehr ihres Nettoeinkommens zu verzichten und es stattdessen zu sparen. 

Je nachdem, welchen monatlichen Sparbetrag sie ansetzen, haben manche bereits nach 10 Jahren, andere erst nach 25 Jahren oder länger ausgesorgt. Aber wie schafft man es nun, frugal zu leben?

Wie lebe ich frugal? – 3 wichtige Tipps

Frugal leben heißt nicht, dass Sie nicht auch im Hier und Jetzt Spaß haben und Ihr Leben genießen können. Es gehe weniger um Verzicht als um Effizienz, beteuern viele Frugalistinnen und Frugalisten. Ihre Tipps:

  1. Richtig sparen mit Plan: Ohne Sparen klappt es nicht, aber auf das Wie kommt es an, denn in Zeiten von Inflation und einer langen Niedrigzinsphase wie in den Jahren nach der Finanzkrise 2008 bis zu den Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank 2022 lohnen sich Sparkonto & Co. nicht mehr. Welche Alternative frugal lebende Menschen nutzen, erfahren Sie weiter unten.
  2. Nebeneinkommen generieren: Aus einem bestimmten Talent oder einem Hobby lässt sich eine zusätzliche Einkommensquelle gewinnen. Sie malen gut und gerne? Verkaufen Sie Ihre Bilder in einem Online-Shop für Selbstgemachtes. Sie lieben Gartenarbeit? Bieten Sie Ihre Dienste in der Nachbarschaft an. Es gibt viele Möglichkeiten, Geld dazuzuverdienen. Nutzen Sie sie.
  3. Mut aufbringen: Das eigene Gehalt zu verhandeln, fällt vielen Menschen schwer. Es ist aber eine einfache und wirkungsvolle Methode, um für ein größeres Plus auf dem Konto zu sorgen. Es muss dabei aber nicht immer nur ums Geld gehen. Auch zwei Tage mehr Home-Office, durch die Sie kostbare Zeit einsparen, weil sie nicht pendeln müssen, oder mehr Urlaubstage im Jahr können einen Unterschied machen.

Trotzdem: Im täglichen Leben auf gewisse Annehmlichkeiten zu verzichten, liegt nicht allen. Sind Sie beispielsweise bereit, immer selbst zu kochen, statt ins Restaurant zu gehen? Ist es für sie denkbar, als Familie mit mehreren Personen in einer Wohnung auf engstem Raum zu leben oder auf dem Campingplatz um die Ecke Urlaub zu machen, anstatt im 4-Sterne-Hotel auf Mallorca? Wenn Sie diese Fragen mit Ja beantworten können, kommt ein frugales Leben womöglich für Sie infrage. Sie ziehen Frugalismus für sich in Erwägung? Dann tauchen Sie im Folgenden ein bisschen mehr in die Theorie dahinter ein.

Wie legen Frugalisten Ihr Geld an?

Frugalistinnen und Frugalisten haben das Prinzip des Investierens verstanden und machen sich die Zeit zunutze. Denn Zeit ist immer auf Ihrer Seite und wie immer bei der Geldanlage gilt: Je früher Sie anfangen, desto besser. Dann hat das Geld genug Zeit, um für Sie zu arbeiten und der Zinseszinseffekt kann seine volle Wirkung entfalten. 

Die Grundlage der 4-Prozent-Regel: Das Geld wird auch in der Auszahlphase weiterhin in Wertpapiere wie ETFs investiert. Die Idee dazu geht auf die sogenannte Trinity-Studie aus dem Jahr 1998 zurück. Drei Professoren der Trinity University in San Antonio/Texas haben von 1925 bis 1995 untersucht, wie viel Kapital jährlich von einem vorhandenen Vermögen entnommen werden kann, ohne jemals bankrott zu gehen. Dabei wurden unterschiedliche 15- bis 30-Jahres-Zeiträume betrachtet.

Ein Ergebnis der Studie: Anlegende mit einem diversifizierten Wertpapierportfolio können über einen Zeitraum von mindestens 30 Jahren 4 Prozent des Kapitals entnehmen. Je nach Risikoneigung und Marktentwicklung kann der Zeitraum deutlich länger als 30 Jahre sein. Die Ergebnisse konnten durch eine aktualisierte Studie der Forscher aus dem Jahr 2011 mit Zahlen bis 2009 bestätigt werden.

Der Vorteil dieser Berechnung: Die Inflation ist bereits berücksichtigt, der Auszahlbetrag wird jeweils um die Teuerungsrate angepasst. Es gibt allerdings auch Kritik an der Regel: Steuern seien nicht beinhaltet, ebenso wenig die Kosten der Kapitalanlage. Außerdem wird moniert, dass sich die Forscher nur auf den US-Markt bezogen. Garantien dafür, dass die Aktienmärkte in Zukunft die gleiche Rendite erwirtschaften wie in der Vergangenheit, kann es ebenfalls nicht geben.

Trotz der Gegenargumente ist die 4-Prozent-Regel eine gute Faustformel bei der Planung der eigenen Altersvorsorge. Denn sie gibt zumindest eine grobe Orientierung, wie viel Kapital Sie für ein (finanziell) sorgloses Leben benötigen. Im angelsächsischen Raum spielt die 4-Prozent-Regel bei der Ruhestandsplanung daher schon lange eine große Rolle.

Als digitale Vermögensverwaltung unterstützt Sie Whitebox auf Ihrem Weg in die finanzielle Freiheit. Mit professionell aufgebauten und gemanagten ETF-Portfolios, exzellenter persönlicher Beratung durch unser kompetentes Serviceteam und günstigen Pauschalgebühren erreichen Sie mit uns Ihre Sparziele. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg.

Finanziell frei fühlen