Finanzwissen

Anleihen: vielfältige Anlagemöglichkeiten

Geschrieben von Whitebox-Redaktion | Apr 21, 2023 9:45:00 AM

Anleihen sind auch als Renten, Bonds oder Obligationen bekannt. Dabei handelt es sich um Verbindlichkeiten oder Schulden, die Sie einem Staat oder einem Unternehmen einräumen. Die beiden bedeutendsten Anleihenformen sind Staatsanleihen und Unternehmensanleihen. Anleihen bieten zwar meist eine vergleichsweise geringe Verzinsung, können jedoch helfen, Schwankungen im Portfolio auszugleichen.

Was sind Anleihen?

Anleihen sind Schuldverschreibungen. Das bedeutet: Im Zuge einer Anleihen-Emission leiht sich der Emittent für eine vereinbarte Laufzeit und Verzinsung Kapital bei den Anleihenkäufern, auch Zeichner genannt. Als Zeichner sind Sie somit Gläubiger des Emittenten und erhalten dadurch ein Recht auf Verzinsung sowie auf Rückzahlung Ihres eingesetzten Kapitals. Wenn Sie eine Anleihe kaufen, entspricht diese normalerweise einem Teilbetrag des gesamten Anleihenvolumens. Denn die Anleihenvolumina sind meist mehrere Millionen oder sogar Milliarden Euro hoch und werden daher gestückelt. Jede Teilstückelung gibt der Emittent dabei in der Regel zu 100 Prozent des Nennwerts („pari“) heraus. Dann entspricht der Kurswert dem Nennwert.

Wer gibt Anleihen aus?

Regierungen, Unternehmen und Kommunen platzieren Anleihen, wenn sie finanzielle Mittel benötigen. Wenn Sie als Anlegerin oder Anleger eine Staatsanleihe kaufen, leihen Sie somit einer Regierung Geld. Kaufen Sie hingegen eine Unternehmensanleihe, gewähren Sie entsprechend einem Unternehmen einen Kredit.

Welche Risiken und Renditen bieten Anleihen?

Wie lange der Zeitraum bis zur Fälligkeit einer Anleihe ist, kann von großer Bedeutung für die Höhe der Risiken sowie der potenziellen Renditen sein. Demnach wird eine Anleihe im Wert von 1 Million Euro, die innerhalb von 5 Jahren zurückgezahlt wird, im Allgemeinen als risikoärmer erachtet als dieselbe Anleihe, die über einen Zeitraum von 30 Jahren zurückgezahlt wird. Das hängt damit zusammen, dass Obligationen, die über einen Zeitraum von 30 Jahren emittiert werden, im Zeitablauf größeren Risiken und Kursschwankungen unterliegen als die sogenannten „Kurzläufer“ wie beispielsweise fünf-oder zehnjährige Anleihen. Wegen des zusätzlichen Risikos, mit dem Anleihen längerer Laufzeit behaftet sind, muss der Emittent den Anlegenden einen höheren Zinssatz oder Kupon für die Anleihe zahlen. Dementsprechend dürfte ein Investor, der langlaufende Anleihen hält, höhere Renditen erzielen. Im Gegenzug für diese Rendite nimmt er jedoch zusätzliche Risiken in Kauf.

Wie funktionieren Anleihen?

Anders als Aktien werden Schuldverschreibungen an der Börse in Prozent vom Nennwert gehandelt. Der Nennwert einer Anleihe ist der Schuldbetrag, also die Summe, die der Emittent Ihnen als Inhaber schuldet und den Sie am Ende der Laufzeit zurückbekommen. Zudem zahlt der Emittent Ihnen die laufenden Zinsen auf den Nennwert, der auch als Nominalwert bezeichnet wird. Wenn Sie eine Anleihe während ihrer Laufzeit an der Börse handeln, wird der aktuelle Kurs (Kurswert) in Prozent des Nennwerts angegeben („Prozentnotiz“). Der Kurswert kann dann unter 100 Prozent („unter pari“) fallen oder auch über 100 Prozent („über pari“) des Nennwerts steigen.

Wie wirkt sich das Zinsniveau auf Anleihen aus?

Als Faustregel gilt: Steigt das Zinsniveau, so werden neu begebene Anleihen den Anlegenden höhere Zinszahlungen erbringen als alte Anleihen, bei denen es üblicherweise zu einem Preisverfall kommt. Fallende Zinssätze bedeuten hingegen, dass ältere Anleihen höhere Zinsen erbringen als neue und demnach meist mit einer Prämie am Markt gehandelt werden.

Somit kann ein fallendes Zinsniveau auf kurze Sicht den Wert der in einem Portfolio gehaltenen Anleihen erhöhen, während steigende Zinssätze sich negativ auf ihren Wert auswirken können. Auf lange Sicht kann sich die Rendite eines Anleihenportfolios durch einen Zinsanstieg jedoch auch erhöhen, da das Anlagevermögen der fälligen Anleihen in höher rentierliche Anleihen reinvestiert wird. Umgekehrt wird das Anlagekapital fälliger Anleihen in einem Umfeld sinkender Zinsen möglicherweise in neue Anleihen reinvestiert, die mit geringeren Zinszahlungen einhergehen und die längerfristigen Erträge somit verringern können.

Welche Rolle spielt die Bonität des Emittenten?

Ähnlich einem Darlehen gehen Anleihen mit periodischen Zinszahlungen einher, wobei die Zinsen sich nach der Bonität des Schuldners richten. Je geringer die Bonität, desto höher sind zumeist die Zinsen und umgekehrt. Daneben spielt das allgemeine Zinsniveau bei der Verzinsung von Anleihen eine wichtige Rolle. Bei Anleihen mit solider Bonität handelt es sich üblicherweise um eine relativ sichere Anlageform, da der Emittent das Kapital am Laufzeitende zurückbezahlt.

Wie wird das Kreditrisiko eines Anleiheemittenten ermittelt?

Da Anleihen ebenfalls das Risiko von Zahlungsausfällen des Emittenten bergen oder dieser das Darlehen nicht in vollem Umfang zurückzahlen kann, wird das Ausfall- beziehungsweise Kreditrisiko eines Anleiheemittenten durch unabhängige Rating-Agenturen beurteilt. Diese Credit-Ratings unterstützen Anlegende dabei, die Risiken einzuschätzen und die Zinssätze zu bestimmen. Ein Emittent mit einem guten Credit-Rating wird dementsprechend geringere Zinszahlungen leisten als ein Emittent mit schlechterem Rating. Auch hierbei gilt, dass Anlegende durch den Erwerb von Anleihen mit niedrigen Ratings potenziell höhere Renditen erzielen können, im Gegenzug dafür müssen sie jedoch das höhere Ausfallrisiko des Emittenten in Kauf nehmen.

Die Bewertungsskala reicht etwa bei Rating-Agenturen wie Standard & Poor's (S&P) von der Bestnote „AAA“ (Schuldner höchster Bonität, deren Ausfallrisiko als sehr gering eingeschätzt wird) bis zum schwächsten Rating – meist „D“, somit Schuldner, die bereits ganz oder zum Teil zahlungsunfähig sind. Eine wichtige Grenzmarke stellt bei allen Rating-Agenturen und bei den Investierenden die Einstufung als „Investment-Grade-Rating“ (BBB bei den S&P und Fitch bzw. Baa bei Moodys) dar. Der spekulative Bereich beginnt bei BB+ (Fitch und S&P) oder Ba (Moody’s). Diese Marke gilt als deutliches Warnsignal, da ab diesem Rating die Ausfallrisiken des Emittenten überproportional ansteigen.

Welche Arten von Anleihen gibt es?

Nachdem wir nun die Frage „Was sind Anleihen?“ geklärt haben, wollen wir im Folgenden auf die unterschiedlichen Varianten von Anleihen eingehen:

  • Staatsanleihen
  • Unternehmensanleihen
  • High-Yield-Anleihen
  • Schwellenländer-Anleihen
  • Inflationsindizierte Anleihen

Staatsanleihen und Unternehmensanleihen repräsentieren die größten Sektoren des Anleihenmarktes. Mehr dazu lesen Sie in den weiterführenden Artikeln „Staatsanleihen: Wichtiger Baustein im Portfolio“ und „Unternehmensanleihen: Unkomplizierter Zugang mit ETFs“.

Was sind Schwellenländer-Anleihen?

Staats- und Unternehmensanleihen, die durch Schwellenländer begeben werden, sind auch als Schwellenländeranleihen beziehungsweise Emerging-Markets-Anleihen bekannt. Laut dem Analysehaus Morningstar hat insbesondere die expansive Geldpolitik der Notenbanken in den Industrieländern in den vergangenen zehn Jahren einen regelrechten Run auf Emerging-Markets-Bonds bewirkt. Zwar bergen Schwellenländeranleihen deutliche Default- und Währungsrisken, dafür werden Anlegende für gewöhnlich mit höheren Renditen belohnt. Diese Anleihen werden in den wichtigsten Fremdwährungen begeben – zum Beispiel dem US-Dollar, dem Euro oder in der jeweiligen Lokalwährung.

Was sind inflationsindizierte Anleihen?

Bei inflationsindexierten Anleihen bleibt der Zinssatz während der Laufzeit gleich und bezieht sich auf den variablen Nennwert. Der wird nach einer vorher festgelegten Zeitspanne um die aktuelle Inflationsrate fortgeschrieben. Dieser Zuschlag sorgt dafür, dass der Kaufkraftverlust eines Investments fortlaufend wieder aufgefangen wird. Bei anziehender Preissteigerungsrate erhöhen sich für den Besitzer solcher Anleihen sowohl die laufenden Zinsen als auch der bei Rückzahlung fällige Nennbetrag.
Die Inflationsabsicherung ist nicht umsonst: So liegt der Zinskupon bei der Emission unter dem von festverzinslichen mit gleicher Laufzeit. Für Anlegende könnten sich inflationsorientierte Anleihen als ein lohnendes Investment erweisen, wenn die Inflationserwartungen wieder anziehen.

Warum sollten Privatanlegende Anleihen erwerben?

Es gibt unterschiedliche Gründe, warum sich Anlegende für den Erwerb von Anleihen entscheiden: zum Kapitalerhalt, zur Einkommensgenerierung, zur Diversifikation sowie als Absicherung gegen mögliche Kursturbulenzen an den Kapitalmärkten und/oder in Zeiten von Wirtschaftsabschwüngen.

Im Zuge der Kursschwankungen in den letzten Jahren ist der Kapitalerhalt für Anlegende wichtiger geworden: Denn im Gegensatz zu Aktien ist die Rückzahlung des Anlagevermögens bei Anleihen auf ein bestimmtes Datum beziehungsweise einen Fälligkeitstermin festgelegt. Dies macht Anleihen zu einem attraktiven Anlageinstrument für Anlegende, die nicht bereit sind, einen Verlust ihres Anlagevermögens zu riskieren, sowie für jene, die zu einem bestimmten künftigen Zeitpunkt Verbindlichkeiten nachkommen müssen.

Da Anleihegläubiger nach einem festgelegten Zeitplan – ob vierteljährlich, halbjährlich oder jährlich – Zinszahlungen des Anleihenemittenten erhalten, eignet sich dieses Instrument auch dazu, Einkommen zu generieren. Weil Anleihekurse aus unterschiedlichen Gründen anziehen können – beispielsweise durch ein sinkendes Zinsniveaus oder eine verbesserte Kreditwürdigkeit des Emittenten – lassen sich damit genauso Kapitalzuwächse generieren. Zudem können Anlegende die Anleihen im Anschluss an eine Kurssteigerung oder vor Laufzeitende verkaufen, um so einen Wertzuwachs zu erzielen.

Anleihen in den Whitebox-Portfolios

Anleihen können zur Diversifikation eines Anlageportfolios beitragen. Denn ein wichtiger Faktor, um das eigene Portfolio breit zu streuen, ist ein großes Spektrum unterschiedlicher Assetklassen – von Aktien und Anleihen über Rohstoffe bis hin zu alternativen Anlagen. So reduzieren Sie das Risiko in ihren Portfolios. Innerhalb des Anlagesegments kann die Streuung über Schuldner, Branchen, Regionen und Laufzeiten erfolgen. Außerdem können Anlegende ihre Portfolios neben den vermeintlich sicheren Staatsanleihen mit Unternehmens- oder hochverzinslichen Anleihen (High Yield) mischen.

So setzen wir als digitale Vermögensverwaltung bei Whitebox auf Basis unseres Value-Ansatzes auf viele verschiedene Staats- und Unternehmensanleihen aus unterschiedlichen Regionen und mit unterschiedlichem Risikoprofil. Derzeit investiert Whitebox über kostengünstige ETFs in europäische und globale Staats- und Unternehmensanleihen, US-Staatsanleihen, Anleihen aus Schwellenländern sowie inflationsindexierte Anleihen der Eurozone. Die Gewichtung der Anleihen in unseren Depots hängt dabei sowohl von den Bedingungen an den Kapitalmärkten als auch von Risikopräferenz der Kundschaft ab.

Zwar können Sie sich als Privatanlegerin oder -anleger in Eigenregie ein Portfolio aus Indexfonds zusammenstellen, indem Sie in eine Kombination von Staats-, Unternehmens- und Hochzinsanleihefonds investieren. Für Privatanlegende ohne ausreichende Kenntnisse über Erfahrungen mit Anleihen-Investments ist es mitunter jedoch kaum möglich, sich ein individuelles Portfolio aufzubauen. Zudem sollte das Portfolio nicht allein aus Anleihen bestehen, sondern – über alle Anlageklassen hinweg – breit diversifiziert sein.

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