Finanzwissen

Small Caps: Hidden Champions

Geschrieben von Whitebox-Redaktion | Jun 3, 2020 10:00:00 PM

Stabilität für das ETF-Portfolio in unruhigen Marktphasen und zugleich überproportionale Renditen in Zeiten des Aufschwungs – nach so einem Investment sucht wohl jeder Anleger. Vielfach wird den Nebenwerten am Aktienmarkt, oft sogenannte „Hidden Champions“, eine derartige Rolle zugeschrieben.

Die wichtigsten Inhalte des Artikels:

  • Small Caps eignen sich dank ihrer geringen Korrelation zu Large Caps zur Diversifikation eines Portfolios
  • Viele Small & Mid Caps haben sich in einer speziellen Nische eine Vorreiterstellung erarbeitet
  • Nebenwerte schneiden an der Börse im Schnitt besser ab als Large Caps

Für Investments in Nebenwerte gibt es eine Reihe guter Gründe. Im Gegensatz zu den Schwergewichten an der Börse lassen sich Unternehmen mit einer geringen Marktkapitalisierung in einem deutlich breiteren Anlageuniversum Unternehmen finden, die zudem von ihren ganz eigenen Wachstumstreibern profitieren.

Was sind Small Caps?

Small Caps zählen ebenso wie Mid Caps zu den sogenannten Nebenwerten. Deutsche Nebenwerte müssen zwar nicht unbedingt in einem Börsenindex gelistet sein, dennoch sind viele dieser Unternehmen entweder im TecDAX oder SDAX gelistet. Der SDAX bildet die Wertentwicklung der 70 nach Marktkapitalisierung und Börsenumsatz größten Unternehmen der klassischen Branchen im Prime Standard unterhalb des MDAX ab. Darunter fallen Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung unter 250 Millionen Euro. Der SDAX wird sowohl als Performance als auch als Kursindex errechnet.

Auf viele der kleineren, gering-kapitalisierten Unternehmen trifft das Prädikat des unbekannten Weltmarktführers zu, die sich in ihrer speziellen Nische eine Vorreiterstellung erarbeitet haben, häufig unter dem Radar und somit außerhalb der Konkurrenz von Großkonzernen. Die Geschäftsmodelle dieser „Hidden Champions“ zeichnen sich typischerweise durch hohe Markteintrittsbarrieren aus, eine starke Wachstumsdynamik und nicht selten durch einen wesentlichen Anteilsbesitz der Unternehmensgründer.

Erzielen Small Caps eine Überrendite gegenüber Large Caps?

Die Vorzüge stark aufgestellter kleinerer Unternehmen zeigen sich auch darin, dass Small Caps an der Börse oft besser abschneiden als große Unternehmen. Nach einer Analyse von Warburg Invest haben die kleineren Werte an den Aktienmärkten Europas, repräsentiert vom STOXX 200 Small Index, in den vergangenen 15 Jahren mit einer Performance von +285 Prozent deutlich besser abgeschnitten als die größeren Werte im STOXX 200 Large Index (+153 %). Dies entspreche einem Performanceunterschied von gut drei Prozentpunkten pro Jahr zwischen diesen beiden Segmenten.

Wer in den vergangenen zehn Jahren monatlich 100 Euro in europäische Nebenwertefonds einzahlte, hat per Mitte 2019 den Berechnungen des Bundesverbands Investment und Asset Management (kurz BVI) zufolge zu den angesammelten 12.000 Euro im Durchschnitt 5.981 Euro dazu verdient. Das würde einer Jahresrendite von 7,8 Prozent entsprechen. Zum Vergleich: Bei breit streuenden Europa-Aktienfonds, die zu einem nicht unerheblichen Teil auf milliardenschwere Großunternehmen setzen, habe der Investorenlohn „lediglich“ 3.647 Euro respektive 5,2 Prozent pro Jahr betragen.

Erholen sich Nebenwerte nach Korrekturphasen schneller?

Für langfristig orientierte Anleger ist auch ein anderer Umstand interessant: Die Kurserholung setzte bei den Nebenwerten deutlich schneller ein. Ein Jahr nach den Tiefstständen hatten die Small Caps nach Berechnungen von Warburg Invest bereits 79 Prozent an Wert zugelegt – im Vergleich zu 58 Prozent bei Large Caps. Fünf Jahre später waren es schon 215 Prozent im Vergleich zu 136 Prozent. Diese Erhebungen beruhen auf Daten aus der Vergangenheit und sind – wie immer – keine Garantie, dass sich Small Caps auch in der Zukunft nach Korrekturphasen schneller erholen.

In diesem Zusammenhang sollte auch darauf verwiesen werden, dass Nebenwerte an der Börse - aufgrund des Nischenfokus der Geschäftsmodelle – generell stärkeren Schwankungen unterliegen als beispielsweise die DAX-Werte. So habe die Volatilität beim STOXX 200 Small Index in den vergangenen zehn Jahren bei 8,4 Prozent gelegen – und damit etwas über den 7,4 Prozent des STOXX 200 Large Index. Anzumerken ist des Weiteren, dass die Nebenwerte (Russel 2000 Index) in den USA in den ersten drei Monaten bis Mitte April 2020 schlechter abgeschnitten haben als der marktbreite S&P 500. Während der iShares Russell 2000 ETF etwa 25 Prozent verloren hat, büßte der S&P 500 Index lediglich 13 Prozent ein.

Welche Rolle spielen Small Caps im Anlageportfolio?

Small Caps können in einem global diversifizierten Portfolio eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen. Sie verhalten sich generell anders als Large Caps und bieten daher Diversifizierungsvorteile für Portfolios mit großkapitalisierten Aktien. Studien zufolge ist bei Small Caps in einem auch regional breit gestreuten Portfolio von einem Diversifikationseffekt auszugehen. Dieser Effekt beruht darauf, dass die Geschäftsentwicklung von Nebenwerten weniger mit der globalen Konjunktur korreliert als bei international agierenden Großkonzernen.

Da die titelspezifischen Risiken bei kleineren Unternehmen größer sind als jene ihrer größeren Pendants, sollten Privatanleger eher nicht in Eigenregie ein Portfolio mit Nebenwerten zusammenzustellen, um eine gewisse Risikostreuung zu erreichen. Nicht nur sind die Risiken für Privatanleger oftmals nicht zu durchschauen, sondern auch die Kombination und Gewichtung aus Standard- und Nebenwerten muss unter Berücksichtigung zahlreicher Aspekte zum Rendite-Risiko-Profil des Anlegers passen.

Wie bei allen Einzelinvestments, Assetklassen, Branchen, Sektoren oder Regionen selektiert Whitebox als digitale Vermögensverwaltung im Rahmen der Asset Allocation und auf Basis ihres substanzwertorientierten Anlageansatzes unterbewertete Nebenwerte in Form von börsengehandelten Indexfonds (ETFs) heraus. Unsere Portfolios bestehen aus dem für das individuelle Rendite-Risiko-Profil optimalen Mix der einzelnen Komponenten und sind so konstruiert, dass sie langfristig gut aufgestellt und sich nicht nur in einem, sondern in möglichst vielen Szenarien erfolgreich entwickeln können.