Sie wollen wissen, wie viele Zinsen Sie auf einen Sparbuch erhalten? Wir sagen es Ihnen und erklären zudem, wovon die Sparbuchzinsen abhängen und warum sie derzeit so niedrig sind. Viel wichtiger noch ist aber die Frage, warum das Sparbuch trotz der historisch niedrigen Zinsen noch immer so beliebt ist. Wir haben mögliche Gründe dazu zusammengetragen und zeigen außerdem Alternativen zur klassischen Sparanlage auf.
Jede Bank kann selbst entscheiden, wie viele Zinsen sie für Geld auf einem Sparbuch bezahlt. Die Zinssätze liegen in Deutschland aktuell zwischen 0,01 Prozent im niedrigsten und knapp unter 1 Prozent im besten Fall, sind insgesamt aber niedrig. Zudem sind sie in manchen Fällen an bestimmte Bedingungen geknüpft. So können die Angebote zeitlich und/oder auf bestimmte Maximalbeträge beschränkt sein. Zudem gibt es oftmals Sonderkonditionen speziell für Neukunden. Etliche Internetseiten und -portale vergleichen die Zinsen für Sparbücher. Eine solche Auflistung hat aus Sicht von Whitebox für Sie als Anleger aber keinen Mehrwert, denn:
Die Höhe der Sparbuchzinsen ist das Ergebnis einer Kette von Faktoren. Ihr Ursprung sind die Leitzinsen, die die Europäische Zentralbank (EZB) bestimmt. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird ein der Regel vom sogenannten Leitzins gesprochen, obwohl die EZB eigentlich drei verschiedene Leitzinsen festlegt:
Banken sind Wirtschaftsunternehmen. Das bedeutet: Sie wollen möglichst viel Gewinn machen. Aus diesem Grund wirkt der Leitzins sich stark auf die Konditionen aus, die eine Bank an ihre Kunden vergibt. Denn je geringer der Unterschied zwischen Leitzins und bankinternem Zins ist, desto geringer ist die Marge für das Kreditinstitut. Sprich: Desto weniger Geld verdient es.
Die sogenannte Niedrigzinsphase, von der seit Jahren alle sprechen, ist inzwischen eigentlich keine Phase mehr, da sie schon seit mehr als zehn Jahren andauert. Ausgangspunkt für die Zinssenkung war 2008 die Finanzkrise: Durch die damalige Verunsicherung haben Banken kaum noch Kredite vergeben und die Verbraucher weniger Geld ausgegeben. Ziel der EZB war es, diese Entwicklung durch die Zinssenkung umzukehren: Die Menschen sollten wieder mehr konsumieren und Kredite aufnehmen — und so die Wirtschaft in Schwung bringen. Dazu hat sie den Leitzins gesenkt mit dem Ziel, mehr Geld in Umlauf zu bringen und es somit „billiger“ zu machen. Denn normalerweise führt das zu höherem Konsum und mehr Investitionen.
Bislang ist diese Theorie jedoch nicht ausreichend auch in der Praxis erfolgt. Auch wenn es der deutschen Wirtschaft relativ gut geht: Der Aufschwung ist in Europa insgesamt nach wie vor verhalten. Deshalb hat die EZB den Leitzins in den vergangenen Jahren immer weiter gesenkt, bis er im März 2016 erstmalig bei null Prozent lag. Entscheidend für die Frage, warum die Sparbuchzinsen so niedrig sind, ist aber nicht der Hauptrefinanzierungszinssatz, vom dem in der Regel die Rede ist. Wichtiger ist in diesem Zusammenhang der Einlagezins, der seit September 2019 bei -0,5 Prozent liegt.
Was bedeutet das nun also für eine Bank? Kurz gesagt: Hat eine Bank mehr Kundeneinlagen als sie Kredite vergibt, kann sie diesen Geldüberschuss bei der EZB nicht mehr rentabel anlegen. Im Gegenteil: Sie muss sogar Strafzinsen dafür bezahlen und macht dadurch Verluste. Aus diesem Grund haben die Banken derzeit wenig Interesse an Spareinlagen. Und das wiederum drückt sich in den niedrigen Zinsen aus.
Hoffen tun das viele schon seit einigen Jahren. Ob und wenn ja wann es so weit ist, kann jedoch keiner genau vorhersagen. Allerdings sieht es derzeit nicht danach aus, als wenn es kurzfristig so weit wäre. Denn das Problem ist, dass die niedrigen Zinsen bislang noch nicht den gewünschten europaweiten Aufschwung gebracht haben. Und solange das nicht passiert, werden die Zinsen vermutlich niedrig bleiben. Die EZB überlegt derzeit (Stand: 11/2019) sogar, den Leitzins noch weiter zu senken. Und die Einstellung der Banken zum Thema Niedrigzinsen scheint sich gerade zu verändern. Denn während zuletzt nur einige Banken die Negativzinsen an den durchschnittlichen Privatkunden weitergegeben haben und dann auch in der Regel nur für Summen über 100.000 Euro, gab es Mitte November erste Meldungen über Banken, die für Kundeneinlagen ab dem ersten Euro Strafzinsen berechnen.
Dass weitere Banken den ersten Beispielen folgen, wird also immer wahrscheinlicher — sowohl wenn die Zinsen gleich bleiben als auch umso mehr bei einer erneuten Zinssenkung. Denn irgendwie müssen die Banken Geld verdienen — und der Spielraum abseits der Negativzinsen wird immer geringer.
Diese Frage ist im Grunde eine typisch deutsche Frage. Denn in keinem anderen Land der Welt sind traditionelle Sparbücher und andere Sparkonten so beliebt wie bei uns. Das liegt vermutlich unter anderem daran, dass die Deutschen bei Geldanlagen konservativer sind als Menschen in den meisten anderen Ländern: Sicherheit ist bei deutschen Anlegern das wichtigste Kriterium bei Geldanlagen.
Eine Umfrage aus 2019 des Instituts Kantar TNS für den Bundesverband deutscher Banken (BdB) hat ergeben, dass viele Deutsche bei der Geldanlage vorrangig auf „Sicherheit“ Wert legen — noch vor „Verfügbarkeit“ und „Rendite“. Das heißt im Umkehrschluss: Risiko meiden die Deutschen lieber. Und während deutsche Anleger das Sparbuch aus historischer Sicht eher mit „Sicherheit“ verbinden, steht bei alternativen Anlageformen häufig eher das Risiko im Fokus der Betrachtung.
Darüber hinaus haben wir einige weitere Gründe zusammengetragen, die zur Beliebtheit des Sparbuchs beitragen könnten:
Das wichtigste zuerst: Sie sollten eine Anlageform wählen, auf der Sie mehr Zinsen oder Ertrag erwarten können, als Ihr Geld durch die Inflation an Wert verliert. Das sollte das Mindestziel Ihrer Geldanlage sein. Darüber hinaus ist mehr natürlich immer besser. Welche Anlageform für Sie die richtige ist, hängt dann von mehreren Faktoren ab: Wofür sparen Sie? Über welchen Zeitraum wollen Sie sparen? Welche Summe möchten Sie anlegen? Wie risikobereit sind Sie?
Eine Anlage in Fonds, ETFs oder besser noch einen ETF-Sparplan hat hier einen entscheidenden Vorteil: Je nachdem, wie sie gewählt und zusammengesetzt werden, können sie unterschiedliche Anlageziele, Summen und Risikostufen abbilden. Sie lassen sich also individuell für Ihre Zwecke gestalten.