Corporate Governance: Definition und historische Entwicklung
Der Fall Wirecard sowie zahlreiche weitere Unternehmensskandale zeigen: Sie sollten auch das Kriterium „gute Corporate Governance“ bei der Auswahl eines Investments einbeziehen. Was es damit auf sich hat und was hinter dem Corporate Governance Kodex steckt, erfahren Sie hier.
Was ist gute Corporate Governance? – Definition und Ziele von Corporate Governance
Auch bei der Geldanlage spielt Nachhaltigkeit eine immer wichtigere Rolle. Dabei haben sich in den letzten Jahren vor allem drei Buchstaben etabliert: ESG. Sie stehen für Environmental, Social, Governance, auf Deutsch: Umwelt, Soziales, Unternehmensführung.
Whitebox-Tipp: Unternehmen, die Governance-Kriterien erfüllen, haben den Vergleichsindex in Sachen Performance in den vergangenen Jahren sogar übertroffen.
Der Begriff Corporate Governance beschreibt die Definition, Umsetzung und Einhaltung von verschiedenen Regeln, Normen und Standards, die der strukturierten Organisation der Unternehmensführung dienen sollen. Eine gute Corporate Governance hat daher zum Ziel, ein Unternehmen verantwortungsbewusst, transparent und erfolgsorientiert zu führen. Dabei geht es unter anderem um optimierte Prozesse, stetige Verbesserung der Unternehmenskommunikation hinsichtlich des Vertrauens und der Transparenz, genau wie die Evaluation des Managements.
Corporate Governance und seine Geschichte
Die moderne Diskussion um Corporate Governance begann schon in den 1930er Jahren in den USA, als Firmeneigentümer vermehrt die Leitung an einen Geschäftsführer abtraten, der die Unternehmensführung operativ ausüben sollte. Darüber hinaus gab es immer mehr Aktionäre, die in das Tagesgeschäft des Betriebes keinen Einblick mehr hatten. Die Manager waren somit zunehmend in der Lage, diesen nach eigenem Interesse auszurichten und voranzutreiben.
Unternehmenskrisen und Skandale
Somit fielen Kontrollinstanzen weg, es gab kaum oder keine Informationen über geschäftliche Aktivitäten. Das führte oftmals zu Amtsmissbrauch der Manager. Eines der prominentesten Beispiele: der Enron-Skandal 2001.
Das Wachstum Enrons war in den Jahren bis 2001 vorwiegend fremdfinanziert gewesen. Top-Manager des Konzerns hatten durch Aktienoptionen Millionen kassiert. Mittels Umsatzmanipulationen war den Enron-Banken eine gute Kreditwürdigkeit suggeriert worden, um weiter neue Kredite zu erhalten. Darüber hinaus hatte Enron über 5.000 Zweckgesellschaften gegründet, um Geschäfte mit sich selbst abwickeln zu können. Diese Einnahmen hatte man in der eigenen Bilanz ausgewiesen – und aus Schulden Gewinne gemacht.
Durch Bekanntwerden der Umsatzmanipulationen brach die Enron-Aktie von 85 US-Dollar auf wenige Cent ein, wodurch die Aktionäre viel Geld verloren – darunter Enron-Mitarbeitende, die zur Altersvorsorge in Aktien ihres Unternehmens investiert hatten.
Corporate Governance Kodex
Als Reaktion auf die Unternehmensskandale wurden in den USA und Europa nach und nach Grundsätze und Leitlinien für die Unternehmensführung etabliert: So entstand der sogenannte Corporate Governance Kodex.
In Deutschland ist hierbei vor allem der Deutsche Corporate Governance Kodex (kurz DCGK) zu nennen. Das Ziel: das Vertrauen von Investoren, Arbeitnehmenden und weiteren Interessengruppen in die Unternehmensführung sicherzustellen.
Der DCGK gibt Prinzipien, Empfehlungen, Hinweise und Vorschriften zur Leitung und Überwachung deutscher börsennotierter Unternehmen vor, die nationale und internationale Standards guter Corporate Governance erfüllen. So sollen nachhaltiges, verantwortungsbewusstes und an gesellschaftlichen Interessen ausgerichtetes Handeln sowie eine transparente Berichterstattung gewährleistet werden.
Der Corporate Governance Kodex verpflichtet die Unternehmen dazu, sich mit dem Leitfaden auseinanderzusetzen. Börsennotierte Unternehmen müssen einmal jährlich in Form einer Erklärung zur Unternehmensführung öffentlich zur Corporate Governance berichten. Somit können sich Investoren ein Bild über die Organisation und Ausrichtung der Unternehmensführung einzelner Aktiengesellschaften machen.
Corporate Governance: Beispiel MSCI World Governance-Quality-Index
Wer seine Investments auf Kriterien von Corporate Governance ausrichten möchte, kann dies beispielsweise mithilfe eines auf solche Kriterien erstellten Spezialindex tun. Der sogenannte MSCI World Governance-Quality-Index bildet dabei Teile des MSCI World ab, erfasst jedoch nur Firmen, die bezüglich Finanz- und Governance-Faktoren besonders gute Ergebnisse hervorbringen.
Quelle: msci.com; Stand: 08.06.2022
Vergleicht man die bisherige Wertentwicklung des MSCI World Governance-Quality-Index mit der des MSCI World, wird deutlich, dass Ersterer in den vergangenen Jahren eine bessere Performance aufgewiesen hat. Auch wenn sich aus bisherigen Wertentwicklungen von Indizes keine sicheren Aussagen über zukünftige Wertentwicklungen ableiten lassen, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass eine gute Corporate Governance die Performance von Aktien positiv beeinflusst.
So setzt Whitebox das „G“ in ESG um
Die Anlagestrategie unserer nachhaltigen Portfolios richtet sich streng nach ESG-Kriterien. Dabei werden verschiedene Aspekte aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung analysiert und beurteilt, um soziale, ökologische und ethische Konsequenzen von Investitionen in Unternehmen und Staaten berücksichtigen und bewerten zu können.
In Bezug auf Corporate Governance-Bedingungen analysieren wir dabei besonders folgende Aspekte:
- Diversität im Aufsichtsrat
- Unternehmensethik
- Vergütung von Führungskräften
- Bestechung und Korruption
- Lobbying-Aktivitäten
- Rechnungslegungspraktiken
Durch regelmäßiges Rebalancing der Portfolios können wir schnell und zielgerichtet auf sich ändernde Gesetze und Vorschriften reagieren. Für die Umsetzung verwenden wir hauptsächlich passive Produkte wie ETFs, in Ausnahmefällen können aber auch aktiv gemanagte Fonds zum Einsatz kommen.
Whitebox-Tipp: In unserem Artikel Was sind ETFs? lesen Sie mehr über die Vorteile von börsengehandelten Indexfonds.
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