Anleihenfonds: Klassiker der Geldanlage
Anleihenfonds sind in den vergangenen Jahren wegen des Niedrigzinsumfelds im Vergleich zu Aktien- und Mischfonds etwas in den Hintergrund gerückt. Dabei gehören sie zu den Klassikern der Geldanlage. Was einen Anleihenfonds auszeichnet, welche Arten es gibt und ob diese Fonds im aktuellen Umfeld überhaupt noch eine Funktion haben, lesen Sie hier.
Die wichtigsten Aspekte dieses Artikels:
- Investmentfonds, die überwiegend in Anleihen investieren, nennen sich Anleihenfonds.
- Anleihenfonds haben in der Regel einen Schwerpunkt – etwa europäische oder globale Staatsanleihen, Unternehmensanleihen aus der Eurozone oder hochverzinsliche Anleihen.
- Anleihen und Anleihenfonds sind nicht in jedem Fall sicherer als Aktien oder Aktienfonds, sie können vielmehr sehr sicher bis hin zu hochspekulativ sein.
- In Anleihen kann über aktiv gemanagte und passive Fonds (Indexfonds, ETFs) investiert werden.
- Anleihenfonds können auch im Niedrigzinsumfeld als Teil eines diversifizierten Portfolios geeignet sein.
Was ist ein Anleihenfonds?
Anleihenfonds sind Investmentfonds, die in eine Vielzahl von Anleihen investieren – also festverzinsliche Wertpapiere, die im Normalfall regelmäßige Zinszahlungen (Kupon) liefern. Die meisten Anleihenfonds haben einen Schwerpunkt wie zum Beispiel Staatsanleihen, Unternehmensanleihen, bonitätsstarke oder -schwache Emittenten oder Anleihen mit bestimmten Laufzeiten. Anders als Anleihen selbst haben die Fonds keine Fälligkeit: Läuft eine im Fonds enthaltene Anleihe aus, wird sie ersetzt, Anleger bekommen davon nichts mit.
Welche Arten von Anleihenfonds gibt es?
Anleihenfonds unterscheiden sich nach der Art von Anleihen, die sie enthalten:
- nach Staatsanleihen bzw. Papieren staatlicher Emittenten wie Bundesländer oder Kommunen auf der einen und den von Unternehmen emittierten Unternehmensanleihen („Corporate Bonds“) auf der anderen Seite
- nach den Laufzeiten der Anleihen: Diese erstrecken sich meist von einem Jahr bis hin zu zehn Jahren, es gibt aber auch dreißigjährige Anleihen und sogar – Beispiel Österreich – solche mit hundertjähriger Laufzeit
- nach regionalem Schwerpunkt
- nach Währungen
Außerdem gibt es, wie bei Investmentfonds generell, thesaurierende und ausschüttende Varianten.
Investieren können Anleger zudem über aktiv gemanagte und passive Anleihenfonds (Indexfonds, ETFs).
Ein Sonderfall sind Fonds mit inflationsindexierten Anleihen. Mit diesen Anleihen, bei denen Kupon und/oder Nominalwert an einen Verbraucherpreisindex gekoppelt sind, können sich Anleger gegen die Inflation schützen.
Sind Anleihen bzw. Anleihenfonds sicherer als Aktien?
Nein, nicht immer. Anleihenfonds können sehr sicher bis hochspekulativ sein – je nach Anlageregion, Bonität der Emittenten und Laufzeit. Als sehr solide („sicherer Hafen“) gelten Fonds mit deutschen Staatsanleihen (Bundesanleihen) und US-Treasuries (US-Staatsanleihen), denn: Der Ausfall von Zins- und Rückzahlung gilt bei ihnen als sehr unwahrscheinlich. Staatsanleihen können aber auch unsichere Anlagen sein. In der Geschichte gab es immer wieder Ausfälle wie etwa im Fall von Argentinien.
Auch Unternehmensanleihenfonds unterscheiden sich abhängig von der Bonität: Investieren sie in Anleihen von Unternehmen mit gutem Rating, sind die Risiken vergleichsweise gering. Setzen sie auf Papiere von Unternehmen mit schwachem Rating, sind die Risiken größer.
Rating: Was heißt das eigentlich?
Unabhängige Rating-Agenturen wie Moody`s oder Standard & Poors verteilen zur Beurteilung der Bonität Ratings: von AAA bzw. Aaa (je nach Rating-Agentur) über B- und C-Ratings bis hin zu D. Je besser das Rating, umso unwahrscheinlicher schätzt die Rating-Agentur das Risiko ein, dass Zinszahlungen und Rückzahlung der Anleihe ausfallen. Anleihen mit gutem Rating werden Investment Grade-Anleihen genannt, die mit schlechterem Rating zählen zu den High Yield-Anleihen oder gar „Junk Bonds“ oder Schrottanleihen. Die Letzteren können, wenn es gut läuft, mehr Rendite bringen, bergen aber auch mehr Risiken.
Wie sieht es mit dem Währungsrisiko aus?
Anleihen, die auf andere Währungen als den Euro lauten – etwa US-Dollar oder Britische Pfund – enthalten darüber hinaus ein Währungsrisiko: Verliert die Auslandswährung an Wert gegenüber dem Euro, verringert sich auch die Performance des Fonds. Im umgekehrten Fall können Anleger aber auch von einer steigenden Auslandswährung profitieren. Das Währungsrisiko ist gerade auch bei Schwellenländeranleihen in Lokalwährung („local currency“) zu beachten, denn Emerging Markets-Währungen präsentierten sich meist volatiler und auf längere Sicht schwächer als Hartwährungen.
Wie wird der Preis eines Fondsanteils errechnet?
Der Fondspreis errechnet sich aus den aktuellen Kursen der enthaltenden Anleihen geteilt durch die Anzahl der ausgegebenen Fondsanteile.
Ist es möglich, über ETFs in Anleihen zu investieren?
Ja. Wie Aktien-ETFs bilden auch Anleihe-ETFs Indizes ab. Diese sind allerdings weniger bekannt als Aktienindizes wie DAX, Euro Stoxx oder Dow Jones. Im Vergleich zum Aktienmarkt gibt es auch weniger „Platzhirsche“, also für einen Markt dominierende Indizes. Bekannte Anleiheindizes sind die Bloomberg Barclays-, die iBoxx- und die J.P. Morgan Bond-Indizes.
Innerhalb dieser und anderer Indexfamilien existiert eine große Palette von Indizes mit bestimmten Schwerpunkten. So bildet der Bloomberg Barclays Euro Treasury Bond-Index Euro-Staatsanleihen ab, der Bloomberg Barclays US Treasury-Index US-Staatsanleihen und der J.P. Morgan Emerging Markets Bond-Index solche aus Schwellenländern.
Welche Vorteile bieten Anleihenfonds?
Anleihenfonds bieten, wie alle Fonds, durch die Bündelung mehrerer Wertpapiere den Vorteil der Diversifikation, also eine im Vergleich zur Direktanlage breitere Aufstellung mit Risikostreuung. Außerdem ermöglichen Anleihenfonds einen einfachen Zugang zu ganz unterschiedlichen Anleiheklassen, und das zu einem kleinen Beitrag. Direktanlagen sind im Anleihebereich besonders schwierig, da viele Anleihen hohe Mindeststückelungen aufweisen. Nicht zuletzt haben Anleihenfonds – im Gegensatz zu den Anleihen selbst – keine feste Laufzeit. Stattdessen kaufen und verkaufen sie kontinuierlich Anleihen, Anleger müssen sich also nicht um die Wiederanlage bemühen.
Spielen Anleihenfonds heute überhaupt noch eine Rolle?
Ja! Dem deutschen Fondsverband BVI zufolge lag das Nettovermögen von Anleihenfonds (offene Publikumsfonds) hierzulande Ende 2019 bei 209 Mrd. Euro. Damit machten Anleihenfonds knapp 19 Prozent des gesamten Nettovermögens in Publikumsfonds aus. Zum Vergleich: In Aktienfonds waren 38 Prozent investiert, in Mischfonds 28 Prozent.
Machen Anleihenfonds angesichts der niedrigen Zinsen überhaupt noch Sinn?
Seit einigen Jahren hat die Anlage in Anleihenfonds wegen der Niedrig- bzw. Nullzinspolitik der internationalen Notenbanken deutlich an Attraktivität verloren. Schon in den vergangenen Jahren sind Anleger daher zunehmend auf Anleihen jenseits von Staatsanleihen und gut bewerteten Unternehmensanleihen ausgewichen – in Bereiche mit höheren Renditen, aber auch höheren Risiken. Dieser Risiken müssen sich Anleger bewusst sein.
Nutzt man Anleihenfonds als Baustein in einem breit aufgestellten Portfolio, können aber auch die „sicheren Häfen“ zur Diversifikation beitragen und gerade in schwierigen Zeiten als Stabilisator fungieren.
Welche Rolle spielen Anleihenfonds für Whitebox?
Auch wir bei Whitebox integrieren Anleihenfonds in unsere Portfolios – in Form von ETFs. Mit diesen kostengünstigen, passiv gemanagten Fonds setzen wir auf viele verschiedene Staats- und Unternehmensanleihen aus unterschiedlichen Regionen und mit unterschiedlichem Risikoprofil. Derzeit investiert Whitebox über ETFs in europäische und globale Staats- und Unternehmensanleihen, US-Staatsanleihen, Anleihen von Schwellenländern in harter und lokaler Währung sowie inflationsindexierte Anleihen der Eurozone. Ob und wenn ja mit welcher Gewichtung Anleihen in unseren Depots eine Rolle spielen, hängt dabei sowohl von den langfristigen Marktbedingungen als auch von der jeweiligen Risikostufe des Portfolios ab.