Geldpolitik aktuell: EZB senkt Zinsen, während FED auf Kurs bleibt
Am 6. Juni 2024 beschloss die Europäische Zentralbank (EZB), die drei Leitzinssätze um 25 Basispunkte zu senken. Diese Maßnahme zielt darauf ab, die Geldmenge zu steuern, die Inflation zu kontrollieren und das Wirtschaftswachstum zu fördern. Die EZB strebt ein Inflationsziel von 2% an und arbeitet mit drei Hauptzinssätzen: dem Hauptrefinanzierungssatz, dem Einlagezinssatz und der Spitzenrefinanzierungsfazilität.
Die drei Zinssätze im Detail:- Hauptrefinanzierungssatz: Der zentrale Zinssatz, zu dem Banken bei der EZB Geld leihen können, wurde von 4,5% auf 4,25% gesenkt. Dies erleichtert Unternehmen die Kreditaufnahme und fördert das Wirtschaftswachstum, senkt jedoch die Zinsen für kurzfristige Bankanlagen.
- Einlagezinssatz: Der Zinssatz, zu dem Banken Geld bei der Zentralbank anlegen, wurde ebenfalls gesenkt auf nun 3,75%. Dies fördert die Kreditvergabe und Investitionen in Anleihen, während die Verzinsung von Tagesgeldkonten sinkt.
- Spitzenrefinanzierungsfazilität: Banken können sich kurzfristig Geld zu diesem höheren Zinssatz (4,75%) leihen, was hauptsächlich bei Liquiditätsengpässen genutzt wird.
Gründe für Maßnahmen gegen Inflation
Die makroökonomischen Ereignisse der letzten Jahre, wie COVID-19, der Ukraine-Krieg und Lieferkettenprobleme, haben zu einem starken Inflationsanstieg geführt. Die Inflation resultiert aus steigenden Preisen aufgrund von Güterknappheit und hohen Energiepreisen sowie aus der erhöhten Geldmenge durch Staatsschulden während der Pandemie. Die EZB versucht, diesem Trend mit Leitzinssenkungen entgegenzuwirken.
Warum hat die EZB die Zinsen gesenkt?
Eine Zinssenkung soll das Wirtschaftswachstum ankurbeln und mehr Liquidität in den Markt bringen. Niedrigere Zinsen machen das Halten von Geld weniger attraktiv, was Investitionen fördert. Allerdings bleibt es umstritten, ob dies angesichts der angespannten Inflations-Situation sinnvoll ist. Für hoch verschuldete Länder wie beispielsweise Portugal oder Italien sind Zinssenkungen jedoch notwendig, um ihre Schuldenlast zu bewältigen.
Unterschiedliche Entscheidungen von EZB und FED
Während die Inflation in Europa auf 2,7% gesunken ist und die Arbeitsmarktdaten positiv ausfallen, kämpfen die USA weiterhin mit hoher Inflation von 4,2% und schlechteren Arbeitsmarktdaten. Die FED hat neben der Preisstabilität auch die Vollbeschäftigung als Ziel, weshalb sie andere Prioritäten setzt als die EZB. Dieser Zins-Spagat zwischen der EZB und der FED ist historisch und zeigt die unterschiedlichen wirtschaftlichen Herausforderungen beider Regionen.
Fazit für Anlegende
Die Zinsänderungen der EZB haben für Anlegende mit langfristigem Anlagehorizont keine entscheidenden Auswirkungen. Unternehmen profitieren von günstigeren Krediten, was Investitionen fördert. Allerdings sinken die Zinsen auf Tages- und Festgeldkonten, und Anlegende in Staatsanleihen der Eurozone müssen ebenfalls mit niedrigeren Zinsen rechnen.